Am 31. August 1994 wurde Repplinger mit Zustimmung des Hildesheimer Bischofs von dem in Köln residierenden Provinzoberen Götz der Norddeutschen Jesuitenprovinz abgesetzt. Presse, Rundfunk und Fernsehen haben seitdem immer wieder regional und überregional über das an Repplinger vollstreckte Unrecht, die kirchenamtliche Unerbittlichkeit und rücksichtslose Beseitigungspolitik berichtet. Bis heute haben in Hannover die Proteste dagegen noch nicht aufgehört.
Die vorausgegangene öffentliche Ausschreibung des Preises hatte weltweit in der breiten und kirchen-unabhängigen Öffentlichkeit zu ungewöhnlich zahlreichen Nominierungen Repplingers geführt.
Das unparteiische Kuratorium Courage-Preis hat sich damals gefragt, worin das besondere, couragierte Verhalten des Preisträgers liegt.
"Pater Repplinger hat in einer Vielzahl von Einzelfällen und immer wieder getan, was er zu tun hatte, trotz aller Hindernisse, Gefahren und Drohungen, trotz aller persönlichen Folgen, die ihm bewußt waren und mit denen er sich immer wieder auseinandersetzte. Er hat im Einzelfall immer wieder dem Menschen und seinen Problemen Vorfahrt vor den starren Strukturen und Regeln einer hierarchisch organisierten Kirche eingeräumt. Nur in der Not des Einzelfalles, aber dort immer wieder und engagiert, handelte Pater Repplinger - nur dem Gebot des christlichen Auftrages folgend, mit Liebe und Verstand dem Menschen auf dem Wege des Glaubens beistehend. Er vermittelte Hilfe, wo sie gesucht wurde, bot Halt und Orientierung, wo sie verlorengegangen waren, ging auf Sorgen und Nöte ein, die Suche nach dem Glauben fördernd, nicht den rechten Glauben fordernd oder ihn gar voraussetzend.
Sowohl bei den Menschen, die keine kirchliche Heimat fanden, als auch an Orten, in denen der Bedarf nach Seelsorge eklatant ist, wie auch in Pfarrämtern, die Amtshandlungen nur vornehmen, wenn die Formalien stimmen, hatte es sich bald herumgesprochen, daß der Seelsorger der Studenten- und Hochschulgemeinde Hannover "Friedrich Spee von Langenfeld" den Menschen in den Mittelpunkt seines behutsamen, engagierten und hilfreichen Wirkens gestellt hatte. So wurde Pater Repplinger gerufen, wenn niemand sonst helfen konnte oder nicht gestört werden wollte; wenn Anrufbeantworter unter Hinweis auf die Sprechzeiten deutlich machten, daß Seelsorge nicht stattfände. Die Nennung seiner Adresse war nicht selten die einzige Hilfe für Menschen in Not, die aus formellen Gründen keinen Anspruch auf kirchliche Zuwendung hatten.
Der Seelsorger Repplinger konnte dabei auf seine Erfahrungen zurückgreifen, die er [...] gesammelt hatte, bevor er nach Hannover gekommen war, um die Menschen besser zu verstehen, die sich ihm öffneten. Er konnte aber auch die Rationalität des Juristen einsetzen, um sachgerechte Lösungen für die ihm anvertrauten Probleme zu finden.[...]. Eine auf Gott gerichtete Liebe zu den Menschen und ein nüchterner Verstand sind die Quelle seiner Kraft und seines Erfolges als Seelsorger. Sie war und ist das Maß seines Handelns. Er befand und befindet sich damit in Übereinstimmung mit dem Gründer des Jesuitenordens, auch wenn ihn seine Ordensoberen maßregelten. Die Zuwendung des Jesuiten zum Nächsten ist, eine besondere und eigenständige Form der Verwirklichung ihres Auftrages, zur größeren Ehre Gottes das Heil der Menschen zu fördern.
Seelsorge führt zur Aufdeckung von Unterdrückung und Not. Sie macht die Menschen frei und versetzt sie in die Lage, über sich selbst zu entscheiden. Dies ist es, was die hannoverschen Studenten - sei es am eigenen Befinden, sei es an den vielen Beispielen - im Wirken Pater Repplingers erlebten, und dies, nicht das Wirken des Protestanten, sondern der immerwährende Einsatz des Jesuiten, wirkte beispielhaft und hat die Hochschulgemeinde zu einer lebendigen Gemeinschaft von Christen werden lassen.
Pater Repplinger hat während seiner Amtszeit und danach keine Thesen an das Kirchenportal genagelt, aber er hat mannigfaltig und immerwährend christliches Beispiel gelebt - nicht er, sondern das Beispiel hat diese Gemeinde vitalisiert und geformt."
Ohne irgendeinen Anlaß hat der Jesuitenorden P. Hermann Josef Repplinger, fast zwei Jahre nach der Absetzung von seinem seelsorglichen Wirken in Hannover, Ende Mai 1996 endgültig und gegen den Willen von Repplinger "entlassen", das heißt, er wurde nach fast 27-jährigem Leben und engagiertem Arbeiten aus dem Jesuitenorden hinausgeworfen. Mitbrüder aus dem Jesuitenorden, die sich mit Repplinger solidarisierten und sich für ihn einsetzten wollten, wurden subtil verwarnt und teilweise auch unter Einforderung des "heiligen Gehorsams" verpflichtet, sich aus den römischen Maßnahmen gegen Repplinger herauszuhalten. Bezeichnend dafür ist auch die Tatsache, daß just am Tage der Beerdigung des bekannten Jesuitenpaters Georg Mühlenbrock, langjähriger geistlicher Mentor und Lehrer von Repplinger, in Frankfurt am Main der Obere Götz der Norddeutschen Jesuitenprovinz voller Genugtuung an die Öffentlichkeit trat mit der "Neuigkeit", daß Repplinger aus dem Jesuitenorden "entlassen" worden sei.
Währenddessen hatte Repplinger außerdem noch ein gegen ihn laufendes Verfahren vor den römisch-vatikanischen Behörden und Instanzen zu bestehen. Dieses Verfahren war in Gang gesetzt worden, um Repplingers amtskirchliche Linientreue zu überprüfen und "festzustellen", um seine bisherige aufrichtige und aufrichtende Seelsorgspraxis (z.B. in der Spendung kirchlicher Sakramente) kirchenrechtlich zu be- und verurteilen und um seinen langjährigen, engagierten und zum selbständigen Nachdenken herausfordernden Predigten auf "Rechtgläubigkeit" und kirchlich-dogmatische Konformität hin zu untersuchen.
Schließlich haben sich die Leitung des Jesuitenordens in Rom und die römisch-vatikanischen Organe miteinander verbündet und die Beseitigung Repplingers aus dem Jesuitenorden und aus seinem seelsorglichen Wirken ratifiziert und triumphierend vollstreckt.
Aber Repplinger war sich und den für seine seelsorgliche Arbeit in Hannover maßgeblichen Grundhaltungen treu geblieben trotz vielfältiger kirchenamtlicher Androhungen, Bedrängnisse, Vorladungen zu Verhandlungen, in denen ständig und abwechselnd versucht worden war, ihn massiv unter Druck zu setzen, einzuschüchtern oder zum "Nach-Geben" zu verführen. Von ihm mehrfach geforderte Widerrufs- und Unterwerfungserklärungen hat er nicht unterschrieben oder abgegeben. Er blieb unbestechlich und unbeugsam solidarisch mit den nach aufrichtiger und aufrichtender Seelsorge und Hilfe suchenden Menschen.
Weil ihm innerhalb der katholischen Kirche Deutschlands nicht zuletzt auch durch offensichtlich feindselige und nachsetzende Interventionen aus dem Jesuitenorden ein seelsorgliches Weiter-Wirken versagt geblieben ist, ging Repplinger ins Ausland. Er ist dort u.a. als Berater und freier publizistischer Mitarbeiter internationaler Fachzeitschriften und Forschungsprojekte tätig, gibt Ignatianische Einzelexerzitien und arbeitet als Fachreferent bei psychologischen und religionswissenschaftlichen Bildungsveranstaltungen mit.
So hatte es John F. Kennedy im Jahre 1955 in seinem gleichnamigen und berühmt gewordenen Buch zur Darstellung dieser "Zivilcourage", die auch Repplinger auszeichnet, formuliert:
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Einen Mann kann man mundtot machen, |
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